Hitze


Hochsommernachmittag, die Vorstadt ist in Trance – über den menschenleeren Straßen ergießt die Sonne ihr brennendes Gas. Eine Wolke aus Gewitterfliegen umschwirrt meinen glühenden Kopf. Vielleicht sind sie auch in meinem Kopf und meine Gedanken außerhalb – ich tauche in meinen Gedanken und treibe mit dem Strom der flüssigen Luft. Vorbei an ausgestorbenen Reihen- und Einfamilienhäusern mit leeren Fenstern und verschlossenen Türen. Gardinen bewegen sich – hin und wieder – und ein Schatten huscht an einem Fenster vorbei. Neugierige Blicke? Vielleicht ist es auch nichts, nur das Flimmern der Hitze und ein Regen aus Blütenpollen in meinen Augenwinkeln. Metallic schimmernde Autos warten aufgereiht am Straßenrand; in der flüssigen Hitze strecken sie sich wie Korallen zum türkisen Himmel. Schritt für Schritt die ewig gleiche Vorstadt: Häuser, Gärten, Autos. Hinter einer Hecke ertönt ein knatterndes Geräusch: Mühsam schiebt ein alter Mann seinen Rasenmäher durch das tiefe Gras, wo sich Insekten am lauwarmen Blut der Blumen laben. Schweiß läuft an seiner blassen Haut herab und jeder Schritt zehrt an seinem Körper. Er zerfließt. Bahn um Bahn rollt sein Rasenmäher über Gräser und Blumen und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. So viel Schweiß und so viel... Dann stehe ich vor deiner Haustür.

 

Ich klopfe, einmal, dann noch einmal. Schließlich ein Türspalt, du schaust mich neugierig an. „Kleine Freundin, ist dein Vater zu Hause?“ Schulterzucken: „Warum?“

 

Siehst du das Messer in meiner Hand – damit werde ich ihn töten.

 

Unbarmherzig steht die Sonne über uns am Himmel und brennt die Erde. Weißt du, wieviel Tod sie bringt? Sie trägt ihre Schuld um die ganze Welt. Hochsommernachmittag, die Vorstadt in Trance – in ausgestorbenen Reihen- und Einfamilienhäusern sind die Fenster leer und die Türen verschlossen. Menschen meiden die Hitze.